Leben ist mehr als bloßes Überleben

SU-Vorsitzende Elke Rühl: „Die älteren Menschen sind in der Corona-Krise häufig zu kurz gekommen“

„Die Corona-Lockerungsmaßnahmen haben den Bewohnerinnen und Bewohnern von Alten- und Pflegeeinrichtungen ein Stück Normalität zurückgegeben. Die sozialen Kontakte zu Familienangehörigen und Freunden machen für diese Menschen einen Großteil ihrer Lebensqualität aus. Wir müssen selbstkritisch sagen: Unser Land hat in den vergangenen Wochen bei der Bekämpfung des Virus nicht alles richtig gemacht. Manche älteren, pflegebedürftigen und dementen Menschen sind nicht an Corona gestorben, sondern an der sozialen Isolation zugrunde gegangen.

Auch Trauerfeiern mussten unter teilweise nicht besonders würdigen Bedingungen stattfinden. Daraus müssen wir für die Zukunft lernen“, fordert die Vorsitzende der Remscheider Senioren Union, Elke Rühl.

„Es geht mir nicht um Schuldzuweisungen. Politik und Gesellschaft standen ja in den vergangenen Wochen vor einer bis dato unvorstellbaren Herausforderung. Wir dürfen nicht vergessen, dass in manchen Ländern auch viel mehr ältere Menschen als bei uns an Corona gestorben sind, weil sie eben nicht genug geschützt wurden. In Zukunft müssen wir zum Beispiel bei der Bevorratung von Schutzkleidung vieles anders und besser machen. Zum Glück hat die Politik nicht auf die Bertelsmann-Stiftung gehört, die noch im Sommer 2019 ausgesagt hatte, dass deutlich unter 600 Häuser völlig ausreichen und eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1.400 geboten sei. Wir haben in Deutschland eine sehr gute Gesundheitsversorgung und sollten sie nicht zerstören, weil irgendwelche Experten betriebswirtschaftliche Überlegungen anstellen“, so die CDU-Politikerin.

„Leben ist mehr als bloßes Überleben. Und daher benötigen wir ein Verständnis von Medizin und Gesundheit gerade auch für ältere Menschen, das nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch soziale und psychische Aspekte mit einbezieht. Ich fände es richtig, wenn wir hier vor Ort in Remscheid im Dialog von Politik und Verwaltung aufarbeiten würden, wie sich unsere Alten- und Pflegeeinrichtungen während der Corona-Krise bewährt haben. Wie gesagt: Es geht nicht um Anklagen, sondern um Lehren für die Zukunft. Wir müssen schauen, was gut gelaufen ist und was nicht gut war. Die Menschen, die in Pflegeeinrichtungen arbeiten und die die letzten Wochen und Monate mit Sicherheit auch als seelisch sehr belastend empfunden haben, sollten wir in diesen Prozess unbedingt einbinden und uns ihre Erfahrungen anhören. Ihnen gehört unser aller Dank. Und ich hoffe, dass sich der Dank in nicht allzu ferner Zukunft auch deutlicher als bisher auf der monatlichen Gehaltsabrechnung zeigt“, so Rühl.

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