Jetzt Vorsorge treffen – Wie sieht das städtische Raumluftkonzept in Zeiten von Corona aus?

Anfrage zur Sitzung des Haupt-, Finanz- und Beteiligungsausschusses am 27.08.2020:    

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mast-Weisz,

die CDU-Fraktion bittet Sie darum, folgende Anfrage in die Tagesordnung der oben genannten Sitzung aufzunehmen und zu beantworten:

„Nach gegenwärtigem Stand der Forschung wird SARS-CoV-2 hauptsächlich über Tröpfchen übertragen, die beim Atmen, Sprechen, Singen, Husten oder Niesen entstehen und über die Atemluft aus- und eingeatmet werden.“ (Christian J. Kähler, Thomas Fuchs, Rainer Hain)

1.    Schon jetzt „ist abzusehen, dass in der aktuellen Pandemie spätestens im Winter zusätzliche Herausforderungen auftreten werden, um das Infektionsrisiko in geschlossenen Räumen zu minimieren“ (Kähler, Fuchs, Hain): Wie bereitet sich die Stadt Remscheid darauf vor?

2.    Wie sieht das aktuelle städtische Raumluftkonzept für alle städtischen Gebäude und Einrichtungen (Schulen, Theater, Museen, Verwaltungsgebäude etc.) aus? Inwiefern wurde es an die Herausforderungen durch die Pandemie angepasst?

3.    Wie will die Stadt das Ziel erreichen, die Schadstoffkonzentration auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten? Welche Rolle spielt hierbei die freie Lüftung?

4.    In der kalten Jahreszeit könnte es problematisch werden, einzig und allein auf die freie Lüftung zu setzen, da hierdurch die Gesundheit gefährdet werden könnte. Außerdem ist die freie Lüftung bei kalten Temperaturen energetisch schlecht und in fensterlosen Räumen nicht möglich. Welche Rolle spielen im städtischen Raumluftkonzept daher Alternativen wie Raumluftreiniger, die "die Aerosolkonzentration in Räumen kleiner und mittlerer Größe problemlos auf einem niedrigen Niveau“ (Kähler, Fuchs, Hain) halten?

5.    Inwiefern sind städtische Gebäude aktuell mit eingebauten Lüftungsanlagen ausgestattet? (Wir bitten um eine Übersicht)

6.    Mit welchen Kosten rechnet die Verwaltung, um ggf. städtische Gebäude mit Lüftungsanlagen auszustatten? Welche Gebäude kämen hierfür nach Ansicht der Verwaltung in Frage?




Begründung:

Die ansteigenden Infektionszahlen auch in Remscheid zeigen: Wir müssen weiterhin mit Corona leben und die Situation meistern! Dafür brauchen wir Lösungen. Nach jetzigen Erkenntnissen hängt das Ansteckungsrisiko vor allem von den in der Luft schwebenden Viruspartikeln ab. Aufgrund des warmen Wetters sind wir momentan glücklicherweise noch in der Lage, viele Veranstaltungen und Treffen im Freien abzuhalten. Ab dem Herbst wird dies aber nicht mehr möglich sein. Wir müssen uns daher auf diese Lage vorbereiten und sozusagen vor der Lage sein. Wenn Experten glaubhaft und übereinstimmend sagen, dass das Ansteckungsrisiko von den Aerosolen in Innenräumen abhängt, dann hat dies Konsequenzen für unsere Theater, Museen, Schulen, städtischen Gebäude, Restaurants, Büros, unser Kino etc.

 

Dies heißt übersetzt: Wir brauchen bereits JETZT ein städtisches Raumluftkonzept in Zeiten von Corona, das uns auf die Situation im Herbst und Winter optimal vorbereitet und ALLE Bürgerinnen und Bürger schützt, die städtische Gebäude aufsuchen (müssen) oder in ihnen arbeiten! Daher ist eine schriftliche Antwort auf unsere Anfrage in der Sitzung vom 27.08.2020 aus unserer Sicht unerlässlich, weil wir aufgrund der Pandemie eine sehr große Verantwortung auch als Stadt im Bereich des Gesundheitsschutzes haben!

 

Neben Abstand, Händewaschen und Maske wird insbesondere die richtige Belüftung extrem wichtig im Kampf gegen das Virus sein. Ohne in eine Fachdiskussion einzusteigen kann man sagen, dass wir auch in Remscheid unser Lüftungsverhalten neu lernen müssen. Unser städtisches Gebäudemanagement muss sich mit allen diesen Fragen beschäftigen. Wir müssen daran arbeiten und Vorsorge treffen, dass die Ansteckungszahlen nicht in die Höhe schießen, wenn wir uns wieder vermehrt in geschlossenen Räumen aufhalten. Die Frage der richtigen Belüftung wird mit entscheidend sein, wie gut wir mit der Pandemie klarkommen. Daher brauchen wir Lösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Büros dieser Stadt, für städtische Gebäude, für Kulturveranstaltungen, für den ÖPNV etc.. Ab dem Herbst wird sich unser Leben vornehmlich in geschlossenen Räumen abspielen. Daher dürfen wir mögliche Gefahren nicht unterschätzen und müssen Vorsorge treffen.

 

Wir bitten die Verwaltung darum, die Antwort auf unsere Anfrage allen in Frage kommenden Ausschüssen – die in der Folge mit der Thematik befasst sein werden - zur Verfügung zu stellen.

 

Literaturhinweis:

 

Können mobile Raumluftreiniger eine indirekte SARS-CoV-2 Infektionsgefahr durch Aerosole wirksam reduzieren?

Christian J. Kähler, Thomas Fuchs, Rainer Hain

Universität der Bundeswehr München

Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik

Werner-Heisenberg-Weg 39

85577 Neubiberg

 

 

 

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

gez. Jens Nettekoven                                            gez. Tanja Kreimendahl

CDU-Fraktionsvorsitzender                                  Stv. CDU-Fraktionsvorsitzende

 

 

 

gez. Mathias Heidtmann                                      

Stv. Fraktionsvorsitzender

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