„Wenn Du geschwiegen hättest, wärst Du ein Philosoph geblieben“
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel äußerte gegenüber der der dpa am Montag denn auch ihr Unverständnis über die jüngsten Auslassungen des Ministers: „Wer kennt ihn nicht aus seiner Kinderzeit: Den Ratschlag, einfach zu schweigen, wenn es nichts Kluges zu sagen gibt. Vizekanzler Habecks Vorschlag, das Renteneintrittsalter freiwillig zu flexibilisieren, fällt unter diesen Vorbehalt. Was der Minister wissen sollte: Schon heute kann jede und jeder Beschäftigte über die gesetzliche Regelaltersgrenze weiter arbeiten, wenn sie oder er dazu gesundheitlich in der Lage ist. Das geltende Recht verbietet das nicht.“ Es setze sogar die geforderten Anreize. Die wahren Probleme lägen nicht im Rentenrecht, sondern in dem für viele ältere Beschäftigte „zugemauerten“ Arbeitsmarkt und in raren altersgerechten Arbeitsplätzen, so Piel.
„Ich finde Habecks Vorschlag sogar etwas zynisch. Wir haben eher einen Mangel an altersgerechten Arbeitsplätzen. Schon Bewerberinnen und Bewerber, die mit Anfang 50 einen neuen Job suchen, haben bisweilen Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Schon jetzt haben viele Beschäftigte wegen des rasanten technischen Wandels und auch wegen Faktoren wie Stress, Probleme, das gesetzliche Renteneintrittsalter physisch und psychisch gesund zu erleben. Ich denke, in einer Industrie- und Werkzeugstadt wie Remscheid können das viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die direkt nach der Schule mit der Maloche begonnen haben und locker auf 45 Arbeitsjahre kommen, gut nachvollziehen. Ich denke, Minister Habeck sollte sich eher darum kümmern, dass er durch seine Vorhaben nicht dafür sorgt, dass die hart arbeitenden Menschen in diesem Land, die ‚nur‘ über ihr Arbeitseinkommen und kein Vermögen verfügen, sich in Zukunft noch eine Wohnung oder ein kleines Häuschen leisten können. Als Klimaschutzminister will Habeck nämlich die Energie- und Dämmstandards massiv verstärken. Wenn die entsprechenden Auflagen für Alt- und Neubauten ständig verschärft werden, dann dürften die, die nach Habeck demnächst bis 70 oder darüber hinaus arbeiten sollen, den Traum vom Eigenheim endgültig aufgeben“, so Heidtmann.