Nettekoven: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Journalist wie Deniz Yücel in einem türkischen Knast einsitzt, während der türkische Staatspräsident in Deutschland seine vergifteten Wahlkampfreden schwingt.
„‘In der Zeit des Internets ist das Leben des freien, kritischen Journalisten weniger durch staatliche Pressezensur als durch ‚Shitstorms‘ und unfassbar dumme, aber gewalttätige Hassparolen bedroht‘“. Diese Feststellung des bekannten Journalisten Ulrich Wickert aus seinem Buch ‚Medien: Macht & Verantwortung‘ hat sich leider überholt. Denn die aktuellen Versuche, Journalisten einzuschüchtern und eine freie Presse zu unterdrücken, zeigen, dass sich Staaten sehr wohl sehr repressiv gegenüber den Medien zeigen. Natürlich geht auch vom Missbrauch der sozialen Medien eine gewisse Gefahr aus. Und dass Medien als ‚Lügenpresse‘ diffamiert werden, können wir ebenfalls nicht hinnehmen. Doch der Umgang mit der Presse durch den neuen US-Präsidenten oder auch der schändliche Umgang mit dem ‚Welt‘-Korrespondenten Deniz Yücel zeigen, dass selbst in der Führungsmacht des freien Westens und in einem Land, das der EU beitreten will, eine freie Presse augenscheinlich nicht mehr selbstverständlich ist“, sagt der CDU-Vorsitzende Jens Nettekoven.
„Es wundert mich nicht, dass insbesondere die Herren Trump und Erdogan Zielscheibe des karnevalistischen Spotts in unseren Städten geworden sind. Es ist gut, dass jetzt auch klare Worte gegenüber Ankara gefunden werden. Das Vorgehen gegen den Redakteur der ‚Welt‘, der die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit hat, ist absolut inakzeptabel. Es zeigt, dass wir den diktatorischen Anfängen wehren müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Journalist wie Deniz Yücel in einem türkischen Knast einsitzt, während der türkische Staatspräsident in Deutschland seine vergifteten Wahlkampfreden schwingt. Und ich würde mich freuen, wenn die gesamte amerikanische Presse einmal den Mumm finden würde, eine Pressekonferenz von Herrn Trump aus Solidarität mit den Medien, die dem Präsidenten nicht gefallen, boykottieren würde. Eine freie Gesellschaft braucht eine freie Presse – eine Selbstverständlichkeit, aber gerade in Zeiten wie diesen muss man sie wohl wieder besonders betonten“, so Nettekoven.