Die Schulpolitik in NRW stand im Zentrum einer rund zweistündigen Diskussionsveranstaltung mit dem CDU-Schulpolitiker Klaus Kaiser. Rund 30 CDU-Mitglieder und Bürger waren gekommen, um sich vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU in NRW über die Schulpolitik der rot-grünen Landesregierung und die Vorstellungen und Ideen der Union informieren zu lassen.
Eingangs des Gesprächs zitierte der Sauerländer Kaiser den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Dieser hatte gesagt: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: Keine Bildung“. Kaiser sprach über mangelnde Bildungsqualität in NRW, den von Ministerin Löhrmann bestrittenen Unterrichtsausfall sowie die Schwierigkeiten bei der Inklusion und der Beschulung der Flüchtlingskinder.
Es sei verfehlt, dass die Regierung Kraft einseitig auf das Abitur setze. Zwar steige die Zahl der Abiturienten, sogleich steige aber auch die Zahl der Studienabbrecher. Gemäß dem christlichen Menschenbild der Union sind für die CDU alle Studienabschlüsse gleich viel wert. Leider unternehme die derzeitige Landesregierung zu wenig für gute Bildung. Es mangele ihr an einem Konzept für die Digitalisierung an den Schulen.
Unterrichtsausfall sei auch unter sozialen Aspekten ein Problem. Denn die Kinder reicherer Eltern können sich zur Not Nachhilfeunterricht leisten. Wegen des dilettantischen Vorgehens der Landesregierung sei die Inklusion bedauerlicherweise teilweise an die Wand gefahren worden. Es gäbe zu wenig Förderschullehrer. Für die CDU ist das Wahlrecht der Eltern wichtig: Sie müssen entscheiden können, ob ihr Kind, sofern es ein Handicap hat, besser an einer Förder- oder an einer Regelschule aufgehoben ist. Teilweise habe sich die Inklusion zum „größten Experiment auf dem Rücken der Kinder“ entwickelt, konstatierte Kaiser.
Der Referent forderte außerdem einen Masterplan für die Grundschulen. Kaiser würdigte ausgiebig das Engagement der Pädagogen an dieser Schulform. Über 600 Stellen für Schulleitungen an Grundschulen seien in NRW nicht besetzt. Ein Problem sei auch die für diese Stellen vergleichsweise unattraktive Bezahlung.
Während Grüne, FDP und SPD für Verwirrung bei G 8 oder G 9 sorgten, lieferte der CDU-Politiker keinen Schnellschuss. Es müsse Ruhe rein in die Schulen. An manchen Schulen funktioniere G 8, an anderen wiederum nicht so gut. Die CDU, so Kaiser, werde in den nächsten Monaten vor der Landtagswahl intensiv an ihrem eigenen schulpolitischen Profil arbeiten und ihre verschiedenen Anträge bündeln und in ein schlüssiges Konzept zusammenfassen.
Kaiser hält es für gut, wenn Schulen eigene Fortbildungsbudgets haben und wenn so genannte Schulverwaltungsassistenten die Lehrer bei bürokratischen Aufgaben entlasten würden, damit die Lehrer mehr Zeit für den Unterricht haben.
Der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Jens Nettekoven bedankte sich bei seinem Gast, der eigens 100 Kilometer aus Arnsberg angereist war. Das parallel zur Veranstaltung stattfindende Champions League-Spiel zwischen Bayern München und Atletico Madrid musste Kaiser nicht unbedingt sehen. Schließlich hatten seine Dortmunder am Tag zuvor gegen Real Madrid ein sehr achtbares Unentschieden erzielt.